Mainz-Bretzenheim
"Bretzenheim - ganz nah bei Mainz, Du
bist für mich die Nummer Eins."
So heißt der Slogan von Bretzenheim. Und wie
kann es anders sein, er stammt von einem Fastnachter, dem früheren Sitzungspräsidenten
der Jakobiner, Karl Mischler. Viele Jahre sang er dieses Lied in den
Jakobiner-Sitzungen.
Bretzenheim wurde am 1. Januar 1930 nach Mainz eingemeindet und ist heute, mit
knapp 20.000 Einwohnern der zweitgrößte Vorort von Mainz.
Die Geschichte von Bretzenheim führt uns weit zurück, bis in die
vorgeschichtliche, römische und fränkische Zeit, was Funde beweisen. Das
Gebiet des heutigen Stadtteils liegt im fruchtbaren Zaybach- und Wildgrabental,
es lockte schon in den Anfängen des Ackerbaus die ersten Siedler hierher.
Die Römer hatten vor den Toren von Mainz buchstäblich ihre Zelte errichtet. Es
wird anhand von Funden angenommen, dass die Römer in dem Gebiet der Essenheimer
Straße ein kleines römisches Dorf (vicus) erbaut hatten, in dem die Familien
der Soldaten lebten.
Aus spätrömischen Quellen ist zu erfahren, dass vor den Toren von Mogontiacum
(Mainz), im Gebiet des heutigen Bretzenheim, Kaiser Alexander Severus und seine
Mutter Mammaea im Jahre 235 n. Chr. einen gewaltsamen Tod fanden. Eine
Gedenktafel findet sich gegenüber dem Rathaus am Haus Becker.
Nach den Römern kamen die Franken und diese gaben unserem Ort auch den Namen.
Ab der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts erscheint: Brittenheim, Brizzenheim und
weitere ähnliche Bezeichnungen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die
Namensnennung abgeschliffen zu Bretzenheim.
Bretzenheim soll auch der älteste Anbauort von Reben im rheinhessischen Gebiet
sein. Die erste urkundliche Erwähnung von Weinanbau stammt aus dem Jahr 752.
Der Ort hatte im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Obrigkeiten. Ab 1296 war
es die jeweilige Äbtissin des Zisterzienserklosters Dalheim, diese blieben es
bis zur Französischen Revolution, zuletzt allerdings unter der Landeshoheit des
Kurfürsten von Mainz. In diese Zeit fällt auch der Bau des Gerichts- und
Rathauses 1575.
Schwer zu leiden hatte die Bevölkerung während der Französischen Revolution,
besonders in den Jahren 1793 bis 1795. Es kam zu Bränden und Plünderungen.
1798, mit der Angliederung an Frankreich, endete die Herrschaft des Klosters Dalheim. Alle Klöster und Stifte wurden aufgehoben und deren Besitztümer an
Bürger und Bauern versteigert. 1816 mit dem Sturz Napoleons, wurde Mainz und
das gesamte Umland dem Großherzog von Hessen-Darmstadt zugewiesen.
Bretzenheim war ein reines Bauerndorf. Dies endete erst mit der zunehmenden
Industrialisierung und dem Zuzug von Arbeitern in der Mitte des 19.
Jahrhunderts.
Am 30. August 1946 entstand das Land Rheinland-Pfalz.
Mainz wurde 1950 zur
Hauptstadt ernannt. Die Johannes-Gutenberg-Universität wurde 1946 wieder eröffnet und verstärkt zogen Angestellte und Beamte nach
Bretzenheim. Es entstand zuerst das Neubaugebiet Am Eselsweg, dann
Bretzenheim-Süd und wird bis heute mit Bretzenheim-West fortgesetzt. Diese
Neubaugebiete bestehen überwiegend aus Ein- und Mehrfamilienhäusern und passen
gut zu dem "Alten Ort Bretzenheim".
Der alte Ortskern von
Bretzenheim hat bis zum heutigen Tag seinen ländlichen
Flair erhalten und man kann, trotz vieler Neu- und Umbauten im alten Ort, noch
seinen Ursprung erahnen.
Am Fastnachtssonntag, wenn der Bretzenheimer Fastnachtszug sich durch die engen
alten Gassen schlängelt, und am zweiten Wochenende im Juni beim traditionellen
Brezelfest - in der Straße An der Wied - wird der alte Ortskern wieder zum
gesellschaftlichen Mittelpunkt.
Ortswappen von Bretzenheim
Eine Äbtissin des Klosters Dalheim führte in
ihrem Familienwappen drei Ringe, diese benutzte sie auch um ihren persönlichen
Besitz und Urkunden zu siegeln. Schön zu sehen in dem Ortsgerichts Sigil. Diese
Ringe wurden als Ortswappen bis ins 18. Jahrhundert geführt (auf dieser Seite
ganz oben links zu sehen).
Ab ca. 1790 erscheint zum ersten Mal die Brezel im Ortswappen - siehe
Gemeinde-Siegel von 1814 / 1816. Sicher nahm man damals an, Bretzenheim und die
Brezel würden gut zueinander passen.
Erst um 1920 entstanden die Mainzer Ortswappen so wie wir sie heute kennen.
Geschichte der drei Kirchengemeinden
Der Ursprung der "Bretzenummer Böbbcher" liegt in der Pfarrfastnacht
der katholischen Pfarrei St. Georg. Deshalb möchte ich hier ein paar kurze
geschichtliche Daten der drei Kirchengemeinden veröffentlichen.
St. Georg
- Die Anfänge des Bretzenheimer Kirchengutes gehen zurück in
das Jahr 775. Am 13. November 775 machte Frau Ada eine Stiftung an das Kloster
Fulda. In der Stiftsurkunde ist zu lesen: '...eine Schenkung. Sie umfasst die
Kirche des heiligen Erlösers (Salvator) in dem Dorf, das Brizzenheim genannt
wird, zusammen mit dem Anwesen, auf dem sie erbaut ist, und mit jenem Weinberg,
...' Es wird angenommen, dass diese Kirche an gleicher Stelle wie die heutige
stand. Wahrscheinlich erhielt im 11. bis 13. Jahrhundert die Kirche die Patrone
St. Georg und St. Sebastian.
Das nächste große Ereignis finden wir erst im Jahr 1720. In diesem Jahr
wurde die alte Kirchenanlage gründlich geändert, nur der massive Turm blieb
stehen. Am 30. August 1722 wurde die neue Kirche geweiht, sie war ein
kleines Juwel der Barockkunst.
Die St. Georgskirche wurde am 5. Mai 1793 ein Opfer der Französischen Revolutionskriege,
sie brannte völlig aus. Auch der spitze Turmhelm, der vielleicht noch aus dem
16. Jahrhunderte stammte, fiel den Flammen zum Opfer. Ab Juli 1793 bis 1797
wurde die Kirche wieder aufgebaut. 1807 war sie wieder eingerichtet, der
Dachstuhl bekam die alte Form, nur der Turm wurde flach abgedeckt. Erst 1896
wurde das heutige Glockengeschoss und die Zwiebelhaube aufgesetzt.
Die heutige Gestalt bekam St. Georg 1963. Die Eingangshalle und die Sakristei
wurden angebaut, der Altarraum neu gegliedert, Kanzel und Deckenstuck
entfernt. Die beiden Seitenaltäre gingen an die Quintinskirche in Mainz. Der Hochaltar wurde entfernt, davon blieben in der Kirche das
Titelbild mit der Himmelfahrt Mariens, drei Figuren von Heiligen, die Engel und
die Girlanden.
Philippusgemeinde - Bretzenheim blieb auch nach der Reformation ein
katholisches Dorf. Dies änderte sich erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem
Zuzug von Industriearbeitern. Aber ein nachweislich evangelisches
Gemeindeleben begann erst mit dem Bau des Betsaals ca. 1890. Den roten Backsteinbau
findet man, äußerlich fast unverändert, in der Hochstraße Ecke
Pfarrer-Veller-Straße.
1911 bekam die Gemeinde ihr Pfarrhaus, aber erst ab 1916 wurde sie eine
selbstständige Kirchengemeinde - der 1. evangelische Pfarrer war Karl Veller.
Die Anzahl der Gemeindemitglieder nahm ab Mitte des 20. Jahrhunderts ständig
zu, der alte Betsaal reichte nicht mehr aus. Es wurde ein neues Gemeindezentrum
hinter dem Pfarrhaus erbaut. Die feierliche Einweihung war 1973.
Bis 1990 hatte die Gemeinde keinen Namen, sie war schlicht und einfach, die
evangelische Kirchengemeinde Bretzenheim. Seit 1991 trägt sie den Namen
Philippusgemeinde.
Im Jahr 2000 wurde neben dem Gemeindezentrum ein runder Glockenturm mit drei
Glocken errichtet. Seit Herbst 2000 werden nun auch die evangelischen Christen
von Bretzenheim durch Glockenklang zum Gebet gerufen. Damit beim sonntäglichen
Glockengeläute der drei Kirchengemeinden keine Disharmonie erklingt, wurden die
Glocken der Philippusgemeinde nach den Glockentönen von St. Bernhard und St.
Georg gestimmt.
St. Bernhard - 1965 wurden die
ersten Häuser in Bretzenheim-Süd bezogen. Seelsorgerisch betreut wurde das
neue Wohngebiet von der Pfarrei St. Georg. Aber schon bald entstand der Wunsch
nach einer eigenen Gemeinde. Am 3. November 1972 bildete sich eine
Initiativgruppe mit dem Ziel, in Bretzenheim-Süd eine eigenständige Gemeinde
aufzubauen.
Ab August 1973 feierten sie den Sonntagsgottesdienst im neu erbauten
evangelischen Gemeindezentrum. Am 1. September 1973 wurde die Pfarrgemeinde
Bretzenheim-Süd errichtet. Als Namenspatron wurde St. Bernhard von Clairvaux
bestimmt.
Die Bauarbeiten des 1. Bauabschnittes des neuen Gemeindezentrums begannen im
Oktober 1976. Am 27. August 1978, dem ersten Patronatsfest im neuen Haus, fand
im Rahmen einer festlichen Begegnung die kirchliche Weihe statt.
Der 2. Bauabschnitt, der Bau einer Kirche, wurde mit der feierlichen
Grundsteinlegung an Pfingstsonntag, dem 3. Juni 1990 verwirklicht.
Feierlich eingeweiht wurde die neu erbaute katholische Kirche St. Bernhard mit
einem Festgottesdienst am 10. Oktober 1992.
Text,
Gestaltung und Layout
©
2000
Heide-Marie Vonderheit