MUNDART-BUCH

"Erinnerunge"

Geschichten und Gedichte in Mainzer Mundart

 


ISBN 978-3-935610-04-9

Die 4. überarbeitete Auflage erschien im Oktober 2010.

Auf 127 Seiten können Sie insgesamt 32 Geschichten und Gedichte lesen. Wenn Sie nicht alles verstehen oder lesen können, Sie finden einige "Übersetzungen" am Buchende im Wörterbuch.

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Mein erstes Buch ist in Mainzer Mundart geschrieben und wurde von meinem Vater, Hans Vonderheit, illustriert. Die Geschichten und Gedichte sind Erlebnisse, Erinnerungen und Anekdoten aus dem Leben.

Wäre das Büchlein in hochdeutscher Sprache geschrieben, wäre es sicher nichts besonderes, denn das Besondere ist der Mainzer Dialekt. Viele Worte die in Mundart genau das sagen, was ich meine, sind nicht mit einem Wort, sondern nur sinngemäß übersetzbar. In unserem Dialekt finden sich auch viele Ausdrücke, die ursprünglich aus dem Jiddischen oder Französischen kommen.

Die Mainzer haben viele Feinheiten in ihrer Sprache. Man kann durchaus unterscheiden ob der Gesprächspartner aus Bretzenheim, Gonsenheim, Weisenau oder einem anderen Stadtgebiet kommt. Das Wort Zwiebel wird zum Beispiel in der Stadt wie Zwiwwel ausgesprochen. Bei uns in Bretzenheim sagt man Zwibbel. So auch bei Bein, die einen sagen Bää, die andern Boo, manchmal kann man sogar Boi hören - Eimer wird zu Äämer oder Oomer. Sogar bei der Schreibweise und der Aussprache des Namens unserer Vaterstadt Mainz scheiden sich die Geister. Die einen schreiben und sprechen Määnz, für die anderen, zu denen auch ich gehöre, wird Mainz zu Meenz. Auch die etwas weitschweifende Erzählweise ist für die Mainzer typisch, wir brauchen etwas länger bis wir zum Punkt kommen, denn wir schmücken gerne die Geschichten mit Nebensächlichkeiten aus.

Bei uns gibt es auch die so genannten "vulgäre" Ausdrücke. Die aber bei uns gar nicht als vulgär wahrgenommen werden - deftig aber herzlich - so könnte man unseren Dialekt in Kurzform beschreiben. Ich möchte hier nur eins davon erwähnen, das Wort "Bankert". Schon in Darmstadt ist es eines der übelsten Schimpfworte. Bei uns ist es Umgangssprache, ja fast ein Kosewort. Man kann eine Mutter voller Stolz über ihr Kind reden hören: "Hoste gesehe, wie der Bongert, so kloo wie er is, schun renne konn." Eine Steigerung kann man mit dreckig erreichen - "dreckischer Bongert" - auch so ist es kein Schimpfwort, wird aber oft als liebevoller Tadel benutzt: "Du dreckischer Bongert, wass hoste donn do widder oogestellt?"

Aber auch der Dialekt, nicht nur der Mainzer, unterliegt dem Wandel der Zeit. Viele Ausdrucksweisen und Worte die meine Großmütter noch benutzten, findet man heute kaum noch in der gebräuchlichen Umgangssprache. Diese Entwicklung wird sich unaufhaltsam fortsetzen. Denn heute achten Eltern und Lehrer darauf, dass die Kinder hochdeutsch sprechen. In der deutschen Sprache werden immer mehr Fremdworte angesiedelt, hauptsächlich aus dem Englischen. Heute sind auch die Menschen nicht mehr so ortsgebunden wie früher, viele müssen ihre Heimat verlassen, weil sie an einem anderen Ort Arbeit finden. Dies führt ganz natürlich zu einer Vermischung der verschiedenen Dialekte und Sprachen.

Die Mainzer Mundart, so wie wir sie heute kennen, wird es in 100 Jahren so sicher nicht mehr geben. Aber ich träume davon, dass dann ein Büchlein von mir, irgendwo entdeckt und gelesen wird. Und der Leser wird sich wundern, wie wir Mainzer um die Jahrtausendwende gesprochen haben.

 

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